von Nemonte Nenquimo und Mitch Anderson
Mein Leseeindruck:
Nemonte Nenquimo wird im Regenwald in Ecuador geboren. Sie gehört zu dem indigenen Volk der Waorani, die seit Jahrhunderten im Amazonas-Regenwald leben.
Sie erzählt in dem Buch ihre Lebensgeschichte. Ihr späterer Partner Mitch Anderson schriebt ihre Erzählungen auf.
In ihrer Kindheit lernt sie alles über das Leben im Regenwald, deren Tiere, Früchte und Heilpflanzen. In der Dorfgemeinschaft erfährt sie von jahrhundertalten Erzählungen, der Bedeutung von Träumen, spirituellen Ritualen und den Mächten des Regenwaldes. Den Einblick, den Nemonte in die Lebensweise ihres Stammes gibt, hat mich fasziniert.
Sie begegnet aber auch schon in ihrer Kindheit den Missionaren, die die indigene Bevölkerung zum christlichen Glauben bekehren wollen. Die Überheblichkeit der Missionare war mal wieder schockierend zu lesen. Darüber hinaus haben die Ölkonzerne ebenfalls ein Interesse an dem Siedlungsgebiet der Waoranis. Es gibt unter dem Regenwald große Erdölvorkommnisse. Man liest viel über die Ausbeutung der Missionare als auch der Ölkonzerne. Beim Lesen ist man Nemonte sehr nah. Ihre Gedanken und Gefühle werden eindringlich geschildert und man erfährt, wie sich das Leben im Regenwald durch die Ölförderung und die Christianisierung ändert. Der einfache Schreibstil der Geschichte lässt sich gut lesen und die Gefühlswelt von Nemonte wird sehr gut nachfühlbar. Nemonte erlebt traumatisierende Erlebnisse mit den Missionaren und in der Schule.
Mit 14 Jahren geht Nemonte in die Stadt und besucht eine christliche Schule. Der Zwiespalt zwischen der Kultur ihres Stammes und dem christlichen Glauben wird in dem Roman sehr gut beschrieben. Sie ist hin und her gerissen zwischen der Sehnsucht nach ihrer Heimat und der Begeisterung für die westliche Lebensweise.
Nach einiger Zeit kehrt sie in den Regenwald zurück und kämpft für den Schutz des Regenwaldes und der Lebensweise ihres Volkes.
Dieses Buch macht Hoffnung, eine klares Statement für mehr Toleranz und den Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz. Die Erfolge von Nemonte sprechen dafür.
Ein aufrüttelnder Roman einer starken und mutigen Frau. Beeindruckend und eine begeisterte Leseempfehlung.
Tochter des Regenwaldes, Nemonte Nenquimo und Mitch Anderson, Heyne Verlag, 400 Seiten
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